Zuhause
im Glück.
Jasmin und Richard holen mit ihrem B&B Wanderlust Rooms die Welt zu sich ins Salzkammergut. Es ist eines dieser Häuser, die man so nur im inneren Salzkammergut findet. Bunt und schön, mit weißen Kastenfenstern und der für hier typischen verglasten Holzveranda, die unters Dach reicht. In Bad Goisern haben sich Jasmin Al-Kattib und Richard Kromp mit ihrem B&B Wanderlust Rooms ihren lang gehegten Traum erfüllt. Die Stadt und ihre alten Jobs im Journalismus und der Wissenschaft vermissen sie in den Bergen keine Sekunde.
„Wir sind beide große Träumer, Richard vielleicht sogar ein bisschen mehr als ich“, erzählt Jasmin und nimmt einen Schluck Tee aus ihrer großen, dampfenden Tasse. Ihr Blick geht dabei in die Ferne, hinauf zu den Gipfeln der umliegenden Berge. Es war genau diese Aussicht vom 2. Stock der Veranda, die den beiden auch im Laufe des langen Umbaus immer wieder bewusst gemacht hat, wie sehr sich das hier auszahlt. Auch jetzt, wo alles fertig ist, sitzen sie immer noch gern und oft hier. „Ich hatte schon mit 16 diese Vision, dass an einer Wand meines Hotels eine Lampe hängt, die ich selbst montiert habe. Diese Lampe gibt es jetzt. Gemeinsam mit all den anderen, die wir aufgehängt haben“, lacht Richard. Doch alles der Reihe nach.
Den Traum, sich in einer kleinen, feinen Pension zu verwirklichen, gibt es schon lange. Der kam auf jeder Reise, an jedem Haus, das zu verkaufen war. Immer. Dennoch kehrten die beiden immer wieder zurück in ihr gewohntes Leben in Wien. Noch war die Zeit nicht gekommen. „Heimkommen in die Stadt war nie besonders schön für uns. Heimkommen hierher ist wunderschön.“
Richard war schon vieles. Als Musiker mit seiner Band Echophonic in den Charts, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit an der BOKU, als Dokumentarfilmer in den USA gemeinsam mit Jasmin. Und immer wieder auch Handwerker, der sich mit den eigenen Händen sein Zuhause so herrichtete, wie er sich das vorstellte.
Die einzige Konstante im beruflichen Leben war die immer wieder kehrende Veränderung. Vielleicht auch deshalb, weil er als großer Fan von Michael Endes unendlicher Geschichte ohnehin weiß, dass alles möglich ist, wenn man es nur wirklich will. „Sonst wäre ich in dieses Haus gekommen und hätte unser Vorhaben sofort als unmöglich abgetan.“
Jasmins Wurzeln liegen zwar in Oberösterreich, aber mit einer Mama aus Tirol und dem Papa aus dem Irak war sie immer schon dort zu Hause, wo sie sich wohlfühlt. „Das war für mich ganz lang Wien. Zurückzugehen, wo ich herkomme, diesen Wunsch kannte ich nicht.“
Als Journalistin hat sie unzählige Geschichten erzählt. Zuerst als freie Redakteurin über Musik und das Reisen, später beim Standard zum Thema Migration und im Kulturressort. Als schließlich die Familienplanung für die beiden ein Thema wurde, war es an der Zeit, sich wieder um die eigene Geschichte zu kümmern. Und diese führte sie nach Bad Goisern im Salzkammergut.
Ein Kind in der Stadt großzuziehen kam für Jasmin und Richard nicht in Frage. Außerdem war da ja noch dieser Traum... und jetzt begannen die beiden ernsthaft nach einem passenden Haus für ihre Pension zu suchen.
Jasmin war mittlerweile hochschwanger. Bei einem Besuch bei ihren Eltern in Vöcklabruck war dann plötzlich diese Anzeige im Internet, die alles veränderte: ‚Haus, zwei Stockwerke mit Zimmern mit Nassräumen.‘ Direkt neben der Spitze des Zirkels!
Das Haus war wie für die beiden gemacht. Als ehemalige Pension Hilderosa war die Raumaufteilung bereits perfekt und mit sechs Zimmern mit eigenen Bädern genau so groß wie erhofft. „Nach der ersten Besichtigung war uns klar, dass es nur noch eine Frage zu beantworten gab. Und zwar die, ob wir uns vorstellen können, hier zu leben.“ Und die Antwort war ja.
Nach dem Umbau, der sich über drei mühsame Jahre hinzog, erstrahlt die Frühstückspension heute im völlig neuen Glanz. „Was uns verbindet, ist die Liebe zu schönen alten Dingen, denen man wieder neue Seele einhauchen kann. Die Vorstellung, wie dieses Haus einmal wird, hat uns durchhalten lassen“, erzählt Richard und fährt sich dabei durch seine Haare. Nachdem die beiden viel in der Welt unterwegs waren, haben sie sich nun die Welt zu sich ins Salzkammergut geholt. Nicht nur in den sechs Zimmern, die alle von ihren Reisen inspiriert sind. Auch was die Menschen betrifft, die hierher auf Urlaub kommen. „Ich habe es immer geliebt, mit Menschen in anderen Sprachen zu sprechen“, lacht Jasmin. „Früher auf Reisen und jetzt eben hier bei uns im Haus.“
Es steckt aber auch immer noch ganz viel Bad Goisern im Haus. „Auch wenn wir die Vorbesitzerin leider nicht mehr kannten, ist sie immer irgendwie da,“ erzählt Jasmin und zeigt auf das Schild draußen neben dem Eingang, dass noch immer den früheren Pensionsnamen ‚Hilderosa‘ trägt. Aus alter Verbundenheit. „Wir haben auch eines unserer Frühstücke so benannt.“
Immer wieder bleiben Leute am Gartenzaun stehen und erzählen, welche Erinnerungen sie an das Haus und die alte Dame haben. „Wir sind sicher, dass die Wanderlust Rooms ganz in ihrem Sinn geworden sind.“ Jasmin sitzt dabei auf dem kleinen Bankerl in der Veranda und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Morgen kommen die nächsten Gäste.